Erinnerung an Nadine Giron
Wir trauern um unsere liebe Kollegin und Freundin Nadine Giron, die am 14. Oktober im Alter von 56 Jahren unerwartet verstorben ist. Die Nachricht über ihren Tod hat uns alle zutiefst erschüttert. Nadine Giron hat über 25 Jahre für die Sammlung Essl und das Museum gearbeitet. Sie ist damit eine der dienstältesten Mitarbeiterinnen des Hauses gewesen. In dieser langen Zeit entstanden viele Freundschaften und Nadine Giron wurde zu einem unverzichtbaren Teil des Hauses.
Nadine Giron wurde am 1. Februar 1959 geboren. Sie studierte Modedesign an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Nadine, die seit ihrer Geburt querschnittgelähmt war, ließ sich nicht davon abhalten, dass sie an den Rollstuhl gebunden war und reiste nach ihrem Studium zu Modemessen und -Events und schlug sich erfolgreich am internationalen Parkett. In dieser Zeit traf die junge Modedesignerin viele Menschen, die sie und ihr Talent sehr schätzten. Darunter war die Kunstsammlerin Agnes Essl, die Nadine Giron über gemeinsame Freunde kennenlernte und die von ihrer Offenherzigkeit und ihrem Talent begeistert war.So lud Agnes Essl die junge Designerin ein, im Schömer-Haus eine große Modeschau mit ihren Kreationen, die sie unter ihrem eigenen Label „Giron-Giroux“ entwarf, zu präsentieren. Diese erste von insgesamt vier Modeschauen im Schömer-Haus und im Essl Museum, war eine der am bestbesuchtesten Veranstaltungen im nicht gerade veranstaltungsarmen Schömer-Haus. Das Parkett und alle Ränge waren gefüllt, und wenn man die Modeschau mit den damals dabei entstandenen Fotos Revue passieren lässt, zeigen diese fröhliche Gesichter und umwerfend schöne Mode.
Als für die Sammlung Essl eine Mitarbeiterin für die Kontakt- und Adresspflege gesucht wurde, dachte Agnes Essl gleich an Nadine, und so begann sie in den 1990ern Jahre für die Sammlung zu arbeiten. Mit Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit übernahm sie ihre Aufgabe, die sie auch weiterführte, als Familie Essl 1999 ihr Museum eröffnete. Nadine übersiedelte mit der Sammlung in das neue Haus und verwaltete den gesamten Adressenstock des Museums, zu dem nun zahlreiche Stammbesucher kamen.
Nadine Giron war das Gedächtnis des Essl Museums. Es gab keine Ausstellung im Haus, die sie nicht gesehen hatte, keine Entwicklung, die sie nicht miterlebt und mitgestaltet hatte. Sie war unglaublich vielseitig und enorm gewissenhaft. In punkto Genauigkeit konnte es ihr mit Sicherheit niemand nachmachen. Das so besondere an ihr aber war ihre herzliche, offene und positive Art. Sie hatte zu jeder Kollegin und jedem Kollegen im Haus eine gute Beziehung. Sie kannte die Freuden und Sorgen aller. Und obwohl sie es aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation selbst nie einfach hatte, gab sie uns unglaublich viel.
Tat man ihr nur einen ganz kleinen Gefallen, so revanchierte sie sich großzügig und herzlich. Nie ließ sie den Kopf hängen. Sie war immer ein positiver Mensch, der andere Menschen aufrichtete und ein Lächeln in ihr Gesicht zauberte. Man konnte mit ihr lange und gut reden. Sie hörte zu und hatte selbst kluge und aufrichtige Worte parat. Wer mit ihr zu tun hatte weiß, dass sie in jedem Menschen, der ihr begegnete etwas Gutes auszulösen vermochte. Sie war so bescheiden, aber sie fiel deshalb auf, weil sie so positiv und stark war.
Am 14. Oktober ist Nadine völlig unerwartet verstorben. Wir konnten es alle nicht glauben. Ein Nachruf kann ihr auch gar nicht gerecht werden. Sie war ein Mensch, der viele andere Menschen bewegte und inspirierte. So hat jeder seine Erlebnisse mit ihr, die er im Herzen tragen darf. Dafür danken wir ihr, dass sie ein Teil von unserer Welt war und dass wir sie ein Stück ihres Lebensweges begleiten durften. So wird sie uns immer unvergesslich bleiben.